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„Otitis media“ / Mittelohrentzündung bei Kindern /

Ein Gastbeitrag von Dr. med. Pascal Werminghaus, Facharzt für HNO und Allergologie.

Grundlagen

Das Mittelohr ist der Raum hinter dem Trommelfell bis zur Hörschnecke. Im Mittelohr befinden sich die winzigen Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel, die die Schallwellen vom Trommelfell aufnehmen und gerichtet auf die Hörschnecke im Innenohr übertragen und so entscheidend am Hören beteiligt sind. Akute Entzündungen im Mittelohr sind also in der Regel neben Schmerzen durch eine Hörminderung gekennzeichnet, gerade bei Kindern oft begleitet von Fieber.

Akute Mittelohrentzündung

Der Ursprung einer akuten Mittelohrentzündung ist aber (zumindest bei intaktem Trommelfell) stets in der Nase zu suchen. Über die Eustachische Röhre, die das Mittelohr mit dem Nasenrachen verbindet und der Belüftung des Mittelohres dient, steigen bei Infekten in der Nase oder im Rachen Keime auf, die die Mittelohrschleimhaut entzünden.

Besonders im Kleinkindalter, wenn unsere Schleimhäute der oberen Atemwege erstmals in engeren Kontakt mit der Welt der Mikroorganismen treten, sind akute Mittelohrentzündungen häufig. Innerhalb der ersten sechs Lebensjahre haben über 60% aller Kinder mindestens eine Episode, dabei bleibt es meist nicht bei einer Entzündung: innerhalb der ersten zwei Lebensjahre haben betroffene Kinder im Durchschnitt mindestens zwei Episoden.

Therapeutisch sollte der zugrundeliegende Infekt behandelt werden. Bei einer unkomplizierten Entzündung reicht eine symptomatische Behandlung mit Schmerzmitteln und abschwellenden Nasentropfen unter Einhaltung der entsprechenden altersabhängigen Dosierbesonderheiten nach Rücksprache mit dem Kinderarzt.

Antibiotika können dennoch sinnvoll sein, besonders bei dem Vorliegen einer beidseitigen Entzündung, oder bei schweren Verläufen oder Kindern mit dem Risiko für einen schweren Verlauf (z.B. Immunsuppressionen).

Die Mastoiditis, also eine Entzündung des an das Mittelohr anschließenden Knochens, ist eine gefürchtete Komplikation, da Keime von hier sowohl auf die Hirnhäute, als auch in die Halsweichteile übergehen können. Diese Komplikation ist bei korrekter Behandlung vermeidbar und tritt daher nur bei circa 1 von 100000 Kindern auf. Entscheidend ist also weniger die sofortige Gabe eines Antibiotikums, als die gute Anbindung an den behandelnden Arzt und die zügige Reaktion, sollte der eingeschlagene Behandlungspfad hier keine Besserung erbringen.

Chronische Mittelohrentzündung

Eine chronische Mittelohrentzündung ist in ihrer Ursache eine anders geartete Erkrankung und folglich ist der Behandlungsansatz auch ein anderer. Bei einer chronischen Belüftungsstörung des Ohres über die Nase kommt es zu einem Umbau der Schleimhaut im Mittelohr in ein sekretorisches, also Flüssigkeit sezernierendes Gewebe. In der Folge beobachten wir einen Paukenerguss, eine Wasseransammlung hinter dem Trommelfell, die das Hören und bei Kindern damit die Sprachentwicklung beeinträchtigt. In vielen Fällen heilt dieser Erguss innerhalb von einigen Monaten wieder aus, sodass einfaches Abwarten stets der erste Behandlungsansatz ist.

Gerade bei kleinen Kindern bis zum 6. Lebensjahr ist die vergrößerte Rachenmandel (Adenoide, umgangssprachlich: Polypen) die Ursache für die Belüftungsstörung des Mittelohres, da sie ganz ungünstig am Ende der Eustachischen Röhre sitzt und den Eingang verstopft. Die Rachenmandel schwillt bei Infekten der oberen Atemwege. Ein Behandlungsversuch mit einem Kortisonnasenspray kann hier Linderung verschaffen und so unter Umständen indirekt positiv auf den Paukenerguss wirken.

Bleibt der Paukenerguss langfristig, kann es zu einer Sprachentwicklungsverzögerzung kommen. Hier hilft dann nur eine Operation: Der Trommelfellschnitt (Parazentese), bei dem die Flüssigkeit im Mittelohr abgesaugt wird. Ist die Schleimhaut im Mittelohr bereits sehr ausgeprägt entzündlich verändert, wird nach dem Schnitt ein Belüftungsröhrchen (Paukenröhrchen) eingelegt, um hier eine länger anhaltende Belüftung von außen zu ermöglichen. Im gleichen Eingriff sollte eine Nasenrachenuntersuchung erfolgen, bei der eventuell vergrößerte Adenoide in einem ursächlichen Behandlungsansatz entfernt werden. Die Operation erfolgt bei Kindern stets in Vollnarkose. Solange die Parazentese offen ist (einige Tage bis Wochen), darf kein Wasser in das Ohr dringen, bei einem Paukenröhrchen dringt Wasser erst ab c.a. 80cm Wassersäule (also erst beim Tauchen!), oder wenn die Oberflächenspannung des durch Seife herabgesetzt ist (Haarewaschen mit Shampoo), in das Mittelohr ein und kann dann für Entzündungen sorgen. Schwimmen im sauberen Wasser ist daher meist problemlos möglich. Der behandelnde HNO Arzt wird in der postoperativen Nachsorge hier die individuellen Vorsichtsmaßnahmen abstimmen

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